Das Gastgewerbe als Beruf:
In Österreich ist "Restaurantfachmann für das Gastgewerbe" (Kellner) ein 3 jähriger Lehrberuf.
Ich selbst lernte diesen Beruf in Niederösterreich, wo es 2 Berufschulen gibt.
Eine in Geras und eine in Waldegg. In Waldegg musste ich zur Schule.
Ein Lehrgang in der Berufschule dauert 10 Wochen. Meist muss man in die Berufschule einmal pro Lehrjahr.
Es kann aber auch vorkommen, dass man 20 Wochen in einem Stück in der Berufschule ist, da man in der 1. Klasse noch nicht war, aber schon im 2. Lehrjahr ist. Es ist eher selten der Fall, kann aber vorkommen.
Die erste Klasse Berufschule dauert 10 Wochen, die 2. auch 10 Wochen und die 3. Klasse dauert 5 Wochen.
In der Berufschule lernt man folgende Dinge:
- Frühstück
Man lernt beim Frühstück, was sind die Unterschiede zwischen normales Frühstück, Continentales Frühstück, erweitertes Frühstück und man muss wissen, wie wir dieses aufgedeckt und man muss es auch auf das Zimmer tragen können mit einem Plateau (viereckiges Tablett, dass man über die Schulter mit einer Hand trägt)
- Getränke
Das war für mich eine sehr schwere Abteilung in der Schule.
Man lernt wie was entsteht.
Man muss wissen, aus was wird Wodka, Whiskey, Rum, Bacardi, Bier, Kakao, Kaffee erzeugt.
Es genügt aber nicht, dass man weiss, dass Wodka aus Kartoffeln gemacht wird, nein, man muss auch noch genau wissen, wie wird das ganze Schritt für Schritt destilliert.
Beim Whiskey muss man wissen, aus was wird er gemacht ( Roggen oder Mais ), aus welchen Teilen der USA kommt der Whiskey, wie wird er destiliert in welchen Fässern wird er gereift, wie lange wird er gelagert, usw. Wo wird Kaffee angebaut, auch das muss man wissen und natürlich auch, was ist der Unterschied in den Anbauländern zwischen Hochlandkaffee und Tieflandkaffee.
- Speisen
Auch dieses Kapitel ist ein sehr Schwieriges.
Mann muss alle Spätzialitäten der ganzen Welt kennen. Das heisst, man wird gefragt, wie heisst eine spanische Spätzialität: Antwort: "Paella". Aber man muss es auch beschreiben können, aus was und wie es gemacht wird. Dazu wird auch verlangt, den dazu korespondierenden Wein zur Paella.
Auch wird verlangt, dass man einen Fisch filetiert, Crep suzette zubereitet oder einen Truthahn vorm Gast tranciert.Es gibt in Österreich maximal 15 Menüreihefolgen, sprich: 3 gänge Menü, 5 gänge Menü bis zu maximal 15 gänge Menü. Diese muss man auswendig und in der richtigen Reihefolge kennen.
Auch muss man ein fünf Gänge Menü schreiben können, natürlich mit den richtigen Weinen dazu.
- Wein
Der Wein war für mich das Schwerste und Umfangreichste in meiner Lehre.
Alle Weinbaugebiete der Welt muss man aufsagen können und natürlich auch den bekanntesten Wein zu diesem Gebiet. Alle Weinbaugebiete von Österreich. Wissen Sie, wieviele Weinbaugebiete Niederösterreich hat und können Sie diese nach den Namen alle aufsagen?
Ich verrate es ihnen: Wachau, Kamptal, Weinviertel, Kremstal, Thermenregion, Klosterneuburg Traisental und Carnuntum. Welche Bedeutung hat DOC auf dem Weinetikett, alle Qualitätsstufen des Weins der Reihe nach und natürlich lernten wir auch Dekantieren und ein perfektes Weinservice vorm Gast.
Selbst vom Weinskandal 1986 mussten wir ein Referrat halten.
- Sekt - Champagner
Viele wissen nicht, wo liegt der Unterschied zwischen Sekt und Champagner ausser beim Preis?
Ganz einfach: Champagner wird in der französischen Weinregion Champagne erzeugt und alle anderen, die nicht in der Champagne erzeugt werden nennen sich Sekt.
Das selbe gilt für Cognac und Weinbrand. Cognac kommt aus der Weinregion Cognac erzeugt und alle anderen ausserhalb des Weingebiets Cognac müssen sich Weinbrand nennen.
- Stress
Ich selbst habe in den Jahren gelernt, ein System in den Stress reinzubringen.
Stellen sie sich vor, sie sind alleine im Lokal und plötzlich kommen 30 Gäste unerwartet und jeder will was anderes. Der eine will Kaffee, ein anderer will ein Bier, ein anderer will ein Eis, usw. und sie sind alleine und keiner hilft ihnen. Genau so eine Situation passierte mir mal an einem sonnigen Sonntag in einem Kaffeehaus.
Mein Glück war, dass die Gäste sahen, dass ich alleine bin und hatten Verständnis dafür.
Mit den Jahren lernt man, den Stress in ein System umzuwandeln, den ohne System funktioniert das Gastgewerbe nicht.
- Wochenende und Feiertag
Ein Thema, warum viele aussteigen aus diesem Beruf oder erst gar nicht anfangen.
Es ist völlig normal, an Feiertagen und an Wochenenden zu arbeiten. Das muss ihnen von vornherein klar sein!
Ein einziges mal in all den Jahren bereute ich es, dass ich am Sonntag arbeiten musste. Es war meine erste Woche als Lehrling. Ein Sonntag, bei über 30 Grad mit schwarzer Hose, weisses Hemd, weisses Sakko und Fliege. Alle meine Freunde waren im Freibad nur ich musste arbeiten.
Aber, es sind dann diese Tage, die ich frei habe, wo andere arbeiten gehen müssen.
- Fazit
Das Gastgewerbe an sich ist ein sehr schöner Beruf. Lehrjahre sind keine Herrenjahre, das gilt auch in diesem Beruf. Die Lehrzeit selbst ist schwierig und hart. Es gibt nur 2 Möglichkeiten: Man mag diesen Beruf, oder man hasst ihn. In diesem Beruf lernt man auch viele Menschen kennen, bei manchen entwickeln sich dicke Freundschaften. Man lernt aber auch Menschen kennen, mit denen man nie auf einen grünen Zweig kommt.
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